Microsofts jährliche Ignite-Konferenz ist normalerweise DER Ort, um herauszufinden, welche neuen Software-Features und Änderungen in den nächsten 6-12 Monaten auf uns zukommen. In diesem Jahr fand die Konferenz jedoch virtuell und nicht wie üblich vor Ort in den USA statt. Die Sitzungen liefen mehrfach und über mehrere Zeitzonen hinweg ab, um ein weltweites Publikum anzusprechen. Die Veranstaltung enttäuschte nicht. Es war besonders erfreulich, dass viele neue Funktionen und Verbesserungen für Teams angekündigt wurden.
Um einen Überblick zu geben über alle Neuigkeiten, die während Ignite zu O365, M365 und anderen Microsoft-Produkten bekannt gegeben werden, veröffentlicht Microsoft jedes Jahr auf seiner Website ein “Book of News”, in dem alle bevorstehenden Entwicklungen aufgeführt werden.
In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf einige der wichtigsten Ankündigungen in Bezug auf Teams und was diese aus Sicht der Teams-Telefonie bedeuten könnten.
Verbesserung der “Survivability”
In einer Sitzung zum Thema “Teams Calling Made Simple” kündigte Microsoft seinen Plan an, ein “Survivability”-Element in Teams zu integrieren. Microsoft führt eine “Survivable Branch Appliance” ein, bei der ein Gateway (ein Session Border Controller oder SBC), der physisch vor Ort eingesetzt wird, eine Mikroversion der Teams-Software ausführt, die es Teams ermöglicht, Anrufe in begrenzter Kapazität zu registrieren und auszuführen, selbst wenn keine Internetverbindung besteht.

Bislang war eine Internetverbindung erforderlich, um den Teams-Client zu benutzen und Anrufe zu tätigen oder zu empfangen, was zu Problemen führen kann, wenn keine zuverlässige Internetverbindung vorhanden ist. Das ist nicht so gravierend, wie es sich anhört, denn jetzt, da immer mehr Workloads nicht mehr lokal ausgeführt oder gespeichert werden, gibt es potenziell größere Probleme, als den Wählton zu Ihrem Telefon oder Client aufrecht erhalten zu können. Nichtsdestotrotz ist es nicht ideal, vor allem in der heutigen Welt, in der Fernverbindungen eher die Norm als die Ausnahme sind. Dementsprechend sind die Erwartungen an die Ausfallsicherheit von Diensten hoch.
Früher konnte dieses Problem durch Herstellung mehreren Internetverbindungen oder durch den Betrieb von “Critical Usern” über mobile Datenverbindungen gelöst werden. Die Survivability-Option für Microsoft Teams könnte darauf hindeuten, dass dieses Problem bei Microsoft-Benutzern häufig auftrat, sodass eine andere Lösung gefunden werden musste.
Wir sind gespannt zu erfahren, wie sich diese Lösung von der Cloud Connector Edition (CCE), die verwendet wurde, um SBCs mit Skype for Business zu verbinden, unterscheidet. Die CCE nutzte ein ähnliches Modell, bei dem virtuelle Maschinen auf der Serverplatine innerhalb kompatibler Gateways liefen. Wartung und Aktualisierung dieses Modells waren jedoch komplex und frustrierend.
Wir helfen Ihnen gerne dabei, Vor- und Nachteile abzuwägen, doch es gibt einige generelle Überlegungen, die es zu berücksichtigen gilt:
- Welche Infrastrukturänderungen könnten erforderlich sein?
- DNS-Einträge?
- Firewall / DMZ-Anforderungen?
- Wie werdenTeams-Clients die Survivable Branch Appliance finden?
- Automatische Erkennung über DNS oder eine Art von In-Band-Benachrichtigungen?
- Welche Konfigurationen werden in der Teams-Adminkonsole erforderlich sein?
- Wie sieht es mit anderen Workloads aus?
- Wird sie von allen Teams-zertifizierten Geräte unterstützen?
Anruf-Interface Upgrade
Teams ist eines der sich am schnellsten entwickelnden Produkte von Microsoft. Von daher sind häufige Änderungen und Verbesserungen der Benutzeroberfläche (UI) keine Seltenheit. Dieses Jahr haben wir bereits die Einführung des Pop-Out-Chats gesehen, zusammen mit der neuen Meeting-Erfahrung, die Multitasking bei der Verwendung von Teams erleichtert. Und das ist nicht alles – wir rechnen mit einem überarbeiteten Anruferlebnis, das die Benutzerfreundlichkeit erheblich verbessern dürfte.
Gegenwärtig erscheint die Registerkarte “Anrufe” in Teams etwas leer. Microsoft ist dabei, das Format neu zu gestalten – es logischer aufzubauen, sodass Benutzer ein Wahlfeld und eine Liste der letzten Anrufe sowie häufig kontaktierter Kurzwahlnummern erhalten. Für jeden, der eine große Anzahl von Anrufen tätigt, dürfte diese optimierte Ansicht mit Ein-Klick-Anrufen das Leben einfacher gestalten und viel Zeit sparen.

Verbesserung des Meeting-Erlebnisses
Microsoft hat hart daran gearbeitet, das Meeting-Erlebnis weiter zu verbessern. In einer Zeit in der Arbeitnehmer zunehmend von zu Hause arbeiten, ist dies von entscheidender Bedeutung. Nach Einführung von 3×3-Videorastern, der Galerieansicht sowie dem Together-Modus werden bald zusätzliche Funktionen wie weitere Together-Modus-Layouts für unterschiedlich große Meetings und benutzerdefinierte Layouts eingeführt.
Benutzerdefinierte Layouts dürften für Vielnutzer von Meetings einen großen Unterschied machen, da sie eine größere Bandbreite von Meetingszenarien abdecken und mehr Flexibilität bei der Präsentation von Inhalten ermöglichen. Der Videostream des Sprechers kann beispielsweise “ausgeschnitten” erscheinen, so als stünde er vor dem besprochenen Inhalt, wie bei einer Präsentation im echten Leben.

Nicht nur das Meeting-Erlebnis wird durch diese Änderungen dynamischer – auch vor und nach dem Meeting kann reibungsloser vorbereitet und nachgefasst werden mit der neuen “Meeting Recap”- Option. Diese macht alle Inhalte, die während des Meetings geteilt wurden, zusammen mit Aufzeichnungen, Transkription sowie Details der Teilnehmer verfügbar. Dies ist ein großer Schritt auf dem Weg, die Kluft zwischen der virtuellen und der persönlichen Meetingerfahrung zu überwinden.
Kontinuierliche Innovationen
Diese Updates und Optimierungen der Benutzeroberfläche mögen klein erscheinen, aber zusammengenommen stellen sie einen großen Sprung nach vorn in der Benutzerfreundlichkeit und in der User Experience dar. Es ist bemerkenswert, dass diese Aktualisierungen zu einer Zeit entwickelt wurden, in der sowohl das Produkt als auch die Teams-Infrastruktur einer erhöhten Belastung ausgesetzt waren. Doch Widrigkeiten können oft ein starker Motor für Innovationen sein.
Obwohl 2020 das Jahr zu sein scheint, in dem Teams wirklich floriert, deutet die Ignite-Konferenz an, dass noch viele weitere positive Änderungen folgen werden.
Ben Lee ist leitender Direktor im Beraterteam von LoopUp. Er hat einen Großteil seiner Karriere mit Microsoft-Technologien gearbeitet und einige der weltweit größten UC-Projekte geleitet.